
In der klassischen Moderne galt die Wahrheit als ultimatives Ziel der Architekturästhetik – und die Wahrheit war nackt und sie schämte sich nicht.
Ein Stück weiter, von den zu schützenden Organen und Kreisläufen entfernt, kleidet sich der Körper in ein Gewand. Das Gewand ist jenseits der Haut die zweite Hülle, Architektur die dritte. In der Architektur ist „modisch“ gleichgesetzt mit kurzlebig, doch damit wird Architektur ungern in Zusammenhang gebracht.
Dennoch ist Mode nie reine Bekleidung und ebenso ist Architektur nie bloßes Bauen. „Wer hat dir’s gesagt, daß du nackt bist?” (1. Genesis 3,11)
War im Anfang das Gewand das erste Gewerk einer Erkenntnis, umspielt es heute verbindend zwischen dem Innen und Aussen einen hoch codierten Raum – beiläufig berührend.


